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Der Staat bin ich. Ich zahl ja auch dafür.

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Ich zahle Steuern (und das nicht zu knapp). Also darf ich mir dafür auch eine entsprechende Gegenleistung von der öffentlichen Hand erwarten. Open Data inklusive. Ich habe auch ein wenig nachgedacht und mir einige Fragen gestellt. Brauche ich Open Data? Und wenn ja, wozu? Bei all dem Nachdenken ist mir auch die Idee für die Open Data Killerapplikation gekommen. Doch der Reihe nach:

Der Aufruf zur twenty.twenty Blogparade anlässlich der Veranstaltung „Open Data. Open Rules?“ lautet diesmal:

“Bürger 2020: Wie ich 2020 mit Politik und Verwaltung interagieren werde und welche Daten mir dafür zur Verfügung stehen”

Der Titel der Veranstaltung am 23. Februar 2011 lautet „Open Data. Open Rules?“. In der Diskussion soll zwei Fragen nachgegangen werden:

  1. Wie können Open Data dazu beitragen, die öffentliche Hand bzw. die Politik und die Bürger (die Bürgerinnen selbstverständlich auch) näher zusammenzubringen?
  2. Welche Regeln braucht es dafür?

Eine Publikation, an der Daniel Dietrich, der Keynote Speaker bei der nächsten twenty.twenty Veranstaltung mitgewirkt hat, trägt den Namen „Offene Staatskunst – Bessere Politik durch Open Government“. Das gefällt mir. Ich finanziere mit meinen Steuergeldern gerne Menschen, die mein Land mit großer Kunstfertigkeit steuern. In der Publikation geht man von der These aus, dass mit fortschreitender Digitalisierung der Zugang zu Wissen erheblich einfacher wird. Nichtstaatliche Organisationen wie WikiLeaks fordern Transparenz und Partizipation mit Vehemenz ein. Das staatliche Handeln muss darauf reagieren:

„Hierzu müssen neue Strategien der Staatskunst entwickelt werden, bei der Regieren transparenter und partizipativer gestaltet wird.“ (Seite 12)

Gekauft! Ich bin dabei. Ich freue mich, wenn alle Daten offengelegt werden. Ich bin nämlich nicht nur der Staat, sondern auch der Besitzer dieser Daten. Wenn ich mich für etwas interessiere, will ich auch möglichst alle Informationen haben. Gut, dass es dann auch Entwickler gibt, die das Rohmaterial so aufbereiten, dass ich auch was damit anfangen kann. Open Data können mir dann in vielen Ausprägungen kredenzt werden. Ich unterscheide der Einfachheit halber zwei große Gruppen von Open Data Anwendungen:

  1. Die Serviceorientierten: Die öffentliche Hand hat viele Daten, die – in passende Form gebracht – das Leben vereinfachen können. Flussdaten öffentlicher Verkehrsmittel oder Infos über Bauvorhaben bzw. -tätigkeiten können zur Verbesserung von Routenplanern eingesetzt werden.  Bestes Beispiel ist für mich ubahnaufzug.at. Auch wenn das Projekt derzeit noch aus Inputs von Fahrgästen gespeist wird und nicht aus Open Data: Die Plattform ist eine wesentliche Serviceverbesserung für Rollstuhlfahrer.
  2. Die Informationsorientierten: Projekte wie die Visualisierung des Bundesbudgets oder DataMaps.eu dienen der besseren Aufbereitung abstrakter Informationen. Also maschinenlesbare Daten rein – menschenlesbare Informationen raus.

Zu Nummer 1 gibt’s nicht viel zu sagen außer: „Bitte mehr davon!“ Gutes Service ist eine tolle Sache. Wenn es durch Einsatz neuer Technologien effizienter erbracht werden kann, kostet es mich weniger.

budgetvisualisierung Der Staat bin ich. Ich zahl ja auch dafür.

Budgetvisualisierung

Auch bei Nummer 2 habe ich auch keine Einwände prinzipieller Natur. Politik und Verwaltung sollen die Grundlagen ihres Handelns und ihrer Entscheidungen offen legen. Wenn ich will, kann ich in einer Open Data Anwendung nachsehen, wie viel von meinem mühsam erarbeiteten Steuergeld wohin fließt. Und jetzt kommt mein großes ABER: Ich verstehe es wahrscheinlich trotzdem nicht. Keine Ahnung, ob es viel oder wenig ist, wenn im Bundesbudget von 2011-2014 insgesamt 9.433.100.000 Euro für Soziales und Konsumentenschutz vorgesehen sind. (Quelle ist die Budgetvisualisierung von Robert Harm / Open3). Schon gar nicht weiß ich, wie viel nötig wäre, dass Menschen in Österreich nicht auf der Straße leben müssen.
Doch dafür gibt es Experten. Einerseits sollten das die politischen Entscheidungsträger sein und andererseits gibt es viele kluge Menschen, die mit den Daten etwas anfangen und sie richtig interpretieren können. Und dann mit Sachkenntnis an den politischen Diskussionen teilnehmen. Ich kann es nicht. Jedenfalls nicht besonders gut. Für mich bleiben die Daten abstrakt, auch wenn sie visualisiert sind. Für andere sind sie eine gute Grundlage für weitere Überlegungen. Ich bin nicht unpolitisch, aber ich bin kein Controller und auch kein Experte für Sozialpolitik. Ich muss mich darauf verlassen können, dass die, die ich dafür gewählt habe, an den richtigen Schrauben drehen. Das ist das Wesen der repräsentativen Demokratie und einer arbeitsteiligen Gesellschaft.

Wie sagt Wikipedia?
In der repräsentativen Demokratie werden politische Sachentscheidungen im Gegensatz zur direkten Demokratie nicht durch das Volk selbst, sondern ausschließlich durch Volksvertreter getroffen. Die Volksvertreter werden gewählt.

Doch genug der Einleitung. Hier mein Vorschlag für die Killer-Applikation:

Obwohl ich gerne mehr Zeit hätte, mich im Sinne der eParticipation an politischen Entscheidungsfindungsprozessen zu beteiligen, es wird sich nicht allzu viel ausgehen.

Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich das nachprüfen kann, was mir von politischen Vertretern so versprochen wird. Also habe ich das Konzept von wahlversprechen.info ein Stück weiter gedacht. Dort werden Wahlversprechen relativ unstrukturiert erfasst. Das ginge auch strukturiert mit Open Data.

Meine Vision: Im Jahr 2020 werden nur mehr Wahlversprechen abgegeben, die quantifizierbar sind. Und jedes Wahlversprechen zieht die Verpflichtung nach sich, auch dessen Messbarkeit zu garantieren.

Jeder Politiker, jede Politikerin, jede Partei wird in einer Datenbank erfasst. Die Wahlversprechen werden mit Messparametern hinterlegt. Das funktioniert für Ansagen unterschiedlichster Qualität:

“Wenn wir in den Wahlen Dritter werden, gehen wir in Opposition.”
“Wenn wir an der Regierung beteiligt werden, heben wir die Frauenquote in Führungsetagen auf 50 %.”

Alles messbar. Alles mit Daten belegbar. Was mit Wahlversprechen funktioniert, funktioniert auch mit Regierungsübereinkommen:

“Die Regierung hat das Ziel, die Kyoto-Ziele innerhalb der Legislaturperiode zu 100 % zu erreichen.”
“Die Bearbeitungszeit für Asylansuchen soll im Schnitt um 50 % verkürzt werden.”

Und das fein strukturiert auf einer Website. Vergleichbar, auswertbar und für alle einsehbar. Mit dieser Anwendung können politische Diskussionen deutlich versachlicht werden, den Demagogen und Verführern wird die Basis entzogen. Politisches Handeln in der repräsentativen Demokratie gewinnt damit an Transparenz und ich habe mehr Zeit, das Geld zu verdienen, mit dem ich das finanziere.

(Ein wenig wird man ja noch träumen dürfen.)


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